Allergie, wie kommt es dazu?

Zusammenfassung:

In Industrieländern nehmen allergische Erkrankungen stark zu, vor allem Kinder sind davon betroffen. Die Ursachen sind vielfältig: Als Mitverursacher werden 136 Gene angesehen, ein Mangel an Infektionen in der Kindheit, westliche Ernährung, Stress, gefühlsmäßige Vereinsamung und ängstlich vermeidendes Verhalten. Nach der Sensibilisierung beim ersten Allergenkontakt werden bei weiteren Kontakten Beschwerden ausgelöst. Auch unter beschwerdelindernder Therapie kann sich die allergische Reaktion auf andere Auslöser und andere Organe ausdehnen. Beim ersten Kontakt wird der Körper empfindlich. Ab dem zweiten Kontakt reagiert er allergisch. Trotz beschwerdelindernder Therapie kann sich die Allergie auf andere Auslöser und andere Organe ausweiten.

Verbreitung

Die epidemieartige Zunahme sog. atopischer Erkrankungen in den Industrieländern ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr. Kaum eine Erkrankung hat in den letzten Jahren derart an Bedeutung gewonnen wie die Allergien. Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland kann bereits über eigene Erfahrungen berichten. Von diesem Trend sind Kinder besonders stark betroffen und die Ursachen dieses Anstiegs sind noch nicht vollständig geklärt. Allergische Erkrankungen bringen oft ein chronisches, manchmal lebenslanges Leiden mit sich. Dies erfordert sowohl eine angemessene Therapie als auch vorbeugende Maßnahmen. Kinder leiden deutlich häufiger unter Neurodermitis und allergischem Asthma als Erwachsene. Viele von Ihnen durchlaufen eine jahrelange „Allergie-Karriere“. In deren Verlauf können sich Neurodermitis und Heuschnupfen abwechseln oder auch parallel auftreten, auch Asthma kann sich entwickeln. Ein vordringliches Ziel ist es daher, dies so früh wie möglich zu unterbinden und interdisziplinär zu behandeln.

 

Genetische und andere Ursachen

Eine erbliche Disposition für allergische Erkrankungen ist seit über 100 Jahren bekannt. Schon damals zeigten Studien, dass Allergien familiär gehäuft auftreten können. Zunächst machte man Veränderungen eines einzelnen Gens für das Entstehen einer Allergie verantwortlich. In den 60er Jahren wurde klar, dass an der Vererbung von Allergien mehrere Gene beteiligt sind (aktuell 136). Später zeigte sich, dass es sich dabei insbesondere um Gene handelt, die mit der Produktion von Immunglobulin E (IgE), mit bronchialer Hyperreagibilität oder mit dem IgERezeptor zusammenhängen. Allerdings ließen sich trotz intensiver Suche keine Gene identifizieren, die zwingend zu einer Allergie führen. Das heißt, allein die Eigenschaften des Allergens und der genetische Hintergrund des Betroffenen reichen nicht aus, um zu erklären, wie eine Allergie zustande kommt. So gibt es inzwischen eine Vielzahl von Faktoren, die mit Allergien in Verbindung gebracht werden. Hier sind vor allem zu nennen: Infektionen (bzw. ein Mangel an Infektionen: Hygiene-Hypothese) und die Lebensweise (insbesondere die Ernährung) und psychosoziale Faktoren. Der veränderte Lebensstil in den Industriestaaten mit mehr Stress, emotionaler Isolierung und ängstlich vermeidenden Verhaltensweisen wird als Grund für den Allergieanstieg ebenso diskutiert wie Hausstaubmilben und Schimmelpilze in besser isolierten Wohnungen oder etwa ein zu wenig stimuliertes kindliches Immunsystems durch wenige Infekte. So haben Kinder aus Familien mit besserem Einkommen und höherem Bildungsniveau ein besonders hohes Allergierisiko, insbesondere dann, wenn sie als Einzelkinder aufwachsen. Dagegen erfreuen sich Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, eher bester Gesundheit. Folglich sind neben den genetischen auch viele andere Faktoren am Entstehen von Allergien beteiligt. Weder verurteilen uns die Gene unausweichlich zur Allergie, noch führt ein anderer Faktor für sich allein zwangsläufig zur Allergie. Das heißt auch, dass eine genetische Veranlagung ohne den Einfluss äußerer Faktoren klinisch stumm bleibt („unvollständige Penetranz“ der entsprechenden Gene).

 Zusammenfassung: Wesentliche Elemente der klassischen Sicht: Die Auslösung einer Sensibilisierung

1. Schritt: Unabhängig von einer genetischen Disposition oder auf eine solche aufbauend kann der Kontakt mit Pollen oder einem anderen harmlosen Stoff zu einer Sensibilisierung führen.

2. Schritt: Weitere Kontakte mit diesem Stoff führen dann zu einer allergischen Reaktion.

3. Schritt: Abhängig von der Häufigkeit der Kontakte und der Menge der Allergene entwickeln sich dann ggf. verstärkte Reaktionen oder auch allergisches Asthma.

 

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